Feuerwehrfahrzeug 1945 (Historisch)

Fahrzeug Fallback

Historisch

Das älteste bekannte Feuerwehrfahrzeug der Feuerwehr Krün.

Auszug aus unserer Chronik:

"Im Jahre 1945 konnte erstmals ein eigenes Fahrzeug beschafft werden, das schon in den
darauffolgenden Monaten bei einem Brand im Tennseelager und bei Nachbarschaftshilfen in
Mittenwald eingesetzt werden mußte.
Mathias Kriner sen. „Hansl-Bauer”schildert hier, als Zeitzeuge und damaliger Bürgermeister
von Krün, die Umstände, unter denen die Wehr zu ihrem ersten motorisierten Fahrzeug kam.
Bei Kriegsende 1945 blieb eine Menge Kriegsmaterial von der deutschen Wehrmacht im Gemein
debereich von Krün liegen. So befand sich auch ein Feuerwehr-Fahrzeug am Futterstadel bei den
„Drei-Wegen”, jenseits des Finzbaches. Von dort ließ es jemand zum Bach hinunterrollen, wo es
mit Schlagseite an einem Baum hängen blieb. Die Windschutzscheibewareingeschlagen, die Bat
terie ausgebaut; der Tacho stand erst bei etwa 600 km. Das Fahrzeug war also ziemlich neuwertig.
Da alles ehemalige Wehrmachtseigentum den Amerikanern als Kriegsbeute gehörte, war es ver
boten, sich solche Fahrzeuge anzueignen. Um es allerdings vor endgültigem Abwracken zu
bewahren, brachte man es zunächst, mittels Ochsengespann zum „Ottenwang”und versteckte es
dort im „Baums ”Heustadel. Später konnte die Gemeinde Krün dieses Fahrzeug vom „Civilian-
Motor-Pool” der Amerikaner in Garmisch-Partenkirchen, käuflich erwerben. Der Preis ist mir
nicht mehr in Erinnerung, jedenfalls konnte die Bezahlung mit der schon ziemlich wertlosen
Reichsmark erfolgen. Nach Inbetriebnahme, esfehlte ja nur die Batterie und der Verteilerfinger,
brachte man es zur Glaserei Dersch nach Garmisch-Partenkirchen um dort eine neue Wind
schutzscheibe einsetzen zu lassen. Auf der Fahrt dorthin bzw. zurück mußte man feststellen, daß
der Wagen eine merkwürdige Straßenlage hatte. Besonders auf der Rückfahrt, bei nunmehr
geschlossenem Wagen und höherem Tempo begann der Aufbau in den Kurven beängstigend zu
schwanken. Bei genauer Nachschau stellte man fest, daß der Aufbau nur lose auf den Schrauben
des Fahrgestells stand. Sämtliche Muttem waren entfernt. Wahrscheinlich hatte sich bereits vor
dem gemeindlichen Zugriffjemand bemüht, den Aufbau abzumontieren, um das Fahrgestellfür
einen „Gummiwagen ” umzubauen, was nach Kriegsende vielfach praktiziert wurde.
Als Sonderausrüstung hatte dieses Fahrzeug einen externen Groß-Scheinwerfer mit auswechselba
ren Rot- und Blauscheiben, sowie ein melodisch abgestimmtes Mehrklang-Martinshom. Letzteres
mußte es einem amerikanischen Offizier angetan haben, denn er hatte soviel Gefallen daran
gefunden, daß er die Fahrbereitschaft in Garmisch-Partenkirchen beauftragte, diese Mehrton-
Fanfare für ihn in Krün zu requirieren. Die Ausführung scheiterte jedoch an der Umsicht des
Gemeindebaumeisters Vogl. Als er nämlich von dem Anschlag erfuhr, ließ er dieses akustische
Schmuckstück heimlich und unauffindbar verschwinden.
Die Freude über den Besitz dieses Fahrzeugs war trotzdem nicht ungetrübt. Beim Landratsamt
Garmisch-Partenkirchen lief eine Suchanzeige aus Freudenstadt (Schwarzwald) ein, denen beim
Rückzug der deutschen Truppen ihr neues Feuerwehr-Fahrzeug entwendet wurde. Dem Typ nach
stellte man fest, daß dieser Wagen jetzt in Krün steht. Die Herren aus Freudenstadt, die bald
darauf in Krün erschienen um ihr vermeintliches Eigentum abzuholen, wiesen sich mit entspre
chenden Kfz-Papieren aus. Außerdem vermerkten sie, daß ihr Fahrzeug als besonderes Kennzei
chen Brandspuren an der rechten Wagenseite habe. Zum Glück stimmte beides nicht mit dem
Krüner Fahrzeug überein. Weder die Brandspuren, noch die Fahrgestellnummer. Letztere diffe
rierte interessanterweise nur in der Endziffer um eine Stelle. So blieb der Wagen der Krüner Wehr
erhalten bis er dann durch das neue Löschgruppenfahrzeug 1965 ersetzt wurde."